Die PSAG stellt sich vor

Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) für den Landkreis Helmstedt besteht seit 1981 und setzt sich aus Mitgliedern verschiedener Beratungs-,Behandlungs- und Betreuungseinrichtungen zusammen.

Die Gründung der PSAG basiert auf der von der Bundesregierung 1976 herausgegebenen Psychiatrie-Enquete und der darin erhobenen Forderung zur besseren Verknüpfung und Koordination der Angebote im psychosozialen Bereich.

Die PSAG bietet die Möglichkeit gegenseitiger Information, Austausch von Erfahrungen, Kennenlernen verwandter Einrichtungen, deren Arbeitsweisen und deren MitarbeiterInnen.

Sie fördert die Vernetzung der Institutionen und gibt Anregungen für angemessenes Handeln. So kann auf Veränderungen im psychosozialen Bereich zielgerichtet reagiert werden.

Die PSAG trifft sich an jedem ersten Mittwoch im Monat in der Zeit von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr in unterschiedlichen Institutionen.



Ein Rückblick auf 25 Jahre PSAG im Landkreis Helmstedt

25 Jahre Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Helmstedt


‚Die Sachverständigenkommission der Bundesregierung vertritt nachdrücklich die Ansicht, dass die Versorgung psychisch Kranker als Gesamtsystem wegen ihrer notwendig starken Verflechtung mit anderen medizinischen und nicht-medizinischen Disziplinen besonders im Sozialbereich nur dann optimiert und in Funktion gehalten werden kann, wenn sie wirksam koordiniert und die Weiterentwicklung mit einer fortlaufenden Planung verbunden wird.

Auf der kommunalen Ebene sollen sich sämtliche in diesem Gebiet tätigen, an der Versorgung psychisch Kranker und Behinderter beteiligten Betreuungs-, Beratungs- und Behandlungsdienste zu einer Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen.'

Psychatrie-Enquête der Bundesregierung von 1975

Auf der Basis dieser Empfehlung der Bundesregierung von 1975 trafen sich im Dezember 1980 erstmals in Helmstedt MitarbeiterInnen verschiedener psychosozialer Einrichtungen mit der Absicht, die Gründung einer Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) in Helmstedt vorzubereiten. Vertreten waren damals:


Die Empfehlungen der Enquête - Kommission wurden von den Teilnehmern auf den gesamten Bereich der psychosozialen Versorgung übertragen, da es einen Sinn machte, Tätigkeitsfelder, die im erweiterten Sinne im Vorfeld oder am Rande psychischer Erkrankungen angesiedelt waren, in den Zusammenschluss zu integrieren. Gemeinsames Ziel sollte die Verbesserung der gemeindenahen psychosozialen Versorgung sein.

Hintergrund dieser ersten Überlegungen zur Gründung einer PSAG in Helmstedt war der Eindruck, dass häufig nur mangelnde Kenntnisse über Konzeptionen und Arbeitsweisen, Mitarbeiter, Klientel und Aufgabenstellungen von den verschiedenen Institutionen und Einrichtungen im gemeinsamen Arbeitsfeld vorhanden waren. Hinzu kam die Erfahrung häufig fehlender oder mangelhafter Kooperation zwischen den einzelnen Einrichtungen.

Im ersten Vorbereitungstreffen wurde beschlossen, künftig monatlich am jeweils 1. Mittwoch des Monats ein Arbeitsgemeinschaftstreffen zu veranstalten. Im Vordergrund sollten zunächst die Vorstellungen der einzelnen Institutionen stehen, um deren Aufgabenbereiche und Tätigkeitsfelder kennen zu lernen. Die Termine sollten abwechselnd in den verschiedenen Einrichtungen stattfinden, um gleichzeitig einen Eindruck über die jeweiligen räumlichen Bedingungen zu bekommen.

Darüber hinaus wurden in der Vorbereitungsphase zur Gründung einer PSAG Informationen und Erfahrungen bereits bestehender Psychosozialer Arbeitsgruppen eingeholt und ein Erfahrungsaustausch mit PSAG's der näheren Umgebung (Braunschweig, Salzgitter) geplant und durchgeführt.

Im Juni 1981 war die Vorbereitungsphase abgeschlossen und die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Helmstedt nahm ihre Arbeit auf. Neben den Informationen zu Tätigkeitsfeldern und Einrichtungen wurde in der Anfangsphase die Frage diskutiert, welche rechtliche Struktur sich die PSAG geben sollte. In der Diskussion standen damals die Vor- und Nachteile einer Vereinsgründung sowie die rechtlichen Grundlagen einer Arbeitsgemeinschaft mit eigener Geschäftsordnung.

Nach langwierigen Diskussionen, rechtlichen Abwägungen und Informationen entschied man sich mehrheitlich für die Arbeitsform ‚Arbeitsgemeinschaft' ohne Vereinsgründung aber mit einer verbindlichen Geschäftsordnung, die im Dezember 1982 verabschiedet wurde.

Ebenfalls im Jahre 1982 wurden erste Überlegungen zur Herausgabe eines Beratungsführers angestellt, der die Angebote der psychosozialen Versorgung im Landkreis Helmstedt gebündelt und informativ darstellen sollte. Nach umfangreichen Vorarbeiten erschienen 100 Probeexemplare des ersten PSAG-Beratungsführers im Juli 1983, die erste Auflage wurde im Februar 1984 der Öffentlichkeit vorgestellt. Seither übernahm die PSAG die aktualisierte Herausgabe eines Beratungsführers in regelmäßigen Abständen, derzeit laufen die Vorarbeiten für die 7.Auflage, die im Frühjahr 2007 erscheinen soll.

Die ersten Jahre der PSAG-Arbeit waren insgesamt gekennzeichnet durch die in der Geschäftsordnung vorgegebenen Aufgaben und Ziele:


Natürlich gab es auch immer wieder konträre inhaltliche Diskussionen speziell zum selbst gesteckten Ziel der PSAG: Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der psycho-sozialen Versorgungssituation im Landkreis Helmstedt. Hierbei spiegelten sich häufig die unterschiedlichen Interessenslagen der PSAG-Teilnehmer wider.

Beispiele für Diskussionspunkte dieser Anfangsjahre waren:

In den ersten Jahren der PSAG war die inhaltliche Gestaltung der PSAG-Sitzungen eher die Sache von gewählten Einzelpersonen (Sprecher). Dies stellte sich mit der Zeit jedoch als hohe Belastung für einige wenige Personen dar, so dass sich die Notwendigkeit ergab, die Arbeit auf eine breitere Ebene zu bringen. Dies geschah durch die Etablierung einer so genannten ‚Koordinationsgruppe', die aus vier PSAG-Mitgliedern bestand, die jeweils rotierend für zwei Jahre für die Organisation und Planung verantwortlich waren. Diese Form der Arbeitsorganisation hat sich sehr bewährt und besteht deshalb, mit leichten Veränderungen, bis zum heutigen Tag.

Mit der Zeit änderte sich auch der Ablauf der PSAG-Sitzungen. Die Vorstellung von den unterschiedlichen Arbeitsbereichen trat in der Hintergrund, für die monatlichen Sitzungen wurde jeweils ein Schwerpunktthema festgelegt, Regularien und Informationen zu Terminen bzw. Angeboten der teilnehmenden Einrichtungen und Institutionen ergänzten die Tagesordnung. Geblieben ist eine regelmäßige Protokollführung, so dass Mitglieder, die nicht an Sitzungen teilnehmen können, über die Sitzungsinhalte informiert sind.

Betrachtet man die behandelten Schwerpunktthemen der Vergangenheit, so ergibt sich eine komplette Liste aller nur denkbaren Tätigkeitsbereich im psychosozialen Bereich, hier eine auszugsweise Aufzählung:

Schuldnerberatung; § 218; alle Bereiche der Jugendhilfe (wie z.B. Adoption, Pflegekinderwesen, Sozialpädagogische Familienhilfe, Tageshortgruppen, Einzelfallhilfen etc.); sexueller Missbrauch von Kindern; Täter-Opfer-Ausgleich als Arbeitsinhalt des Jugendhilfevereins; Lerntherapeutische Angebote; Ausländerrecht und Ausländerberatung; Arbeit mit Asylbewerbern; Suchtforschung und Jugendalkoholismus; Drogenberatung; Situation und Hilfsangebote für Behinderte; Kinderhortbetreuung; Schulsozialarbeit und ganz vieles mehr.

Anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft im Jahre 1996 hielt Fachhochschuldozent Gerd zu Klampen ein Referat zum Thema ‚Einsparungen im Sozialbereich - Konsequenzen für die Betroffenen'. Die in diesem Vortrag beschriebenen Entwicklungen und Veränderungen haben seinerzeit für viele Diskussionen gesorgt. Der vom Referenten vorhergesagte grundlegende Wandel psychosozialer Arbeit in Richtung sozialer Dienstleistungen, die zukünftig immer weniger bezahlbar würden und deshalb leistungsabhängig in Konkurrenz zu anderen Anbietern erbracht werden müssten, ist zwischenzeitlich zur Realität geworden. Dies erleben auch die Mitglieder der PSAG in ihren Arbeitszusammenhängen, wobei deutlich sichtbar wird, dass die jeweiligen psychosozialen Angebote trotz schwierigerer Rahmenbedingungen eine große öffentliche Akzeptanz erreicht haben und einen wichtigen Teil des Gemeinwesens darstellen.

Mittlerweile verstehen sich die Mitglieder der psychosozialen Arbeitsgemeinschaft als Gruppe von professionell arbeitenden Fachleuten, die durch ihre Praxiserfahrungen besonders gute und fundierte Einblicke in die psychosoziale Arbeitssituation vor Ort bieten können. Die inzwischen als unabdingbar empfundene ‚Vernetzung' in der psychosozialen Arbeit wurde durch die Gründung der PSAG im Bereich Helmstedt schon sehr früh in die Tat umgesetzt und bleibt ein Kernanliegen der PSAG-Arbeit. Hinzu gekommen ist für alle in diesem Bereich tätigen KollegInnen die Notwendigkeit, sich mit den oft sehr schnell verändernden Rahmenbedingungen der Arbeit auseinander zu setzen. Besonders im rechtlichen Bereich sind kontinuierliche Neue-rungen festzustellen.

Mit dem Schwerpunkt Information und Fortbildung zu jeweils aktuellen fachlichen Entwicklungen in den Bereichen Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Psychologie, Pädagogik und Gesetzgebung will die PSAG behilflich sein, Weiterbildungsstand und Qua-lifikation der MitarbeiterInnen auf dem neusten Stand zu halten.

Insofern passt der von Professor Dr. Bertram, dem Vorsitzenden der Familienkommission des deutschen Bundestags, zum 25-jährigen PSAG-Jubiläum gehaltene Festvortrag hervorragend in die Zielsetzung der PSAG. Aktuelle fachliche Informationen mit Querverbindungen in die verschiedenen Arbeitsbereiche der PSAG-Mitglieder sind aus den Ergebnissen des 7.Familienberichts der Bundesregierung bestens abzuleiten und werden dabei behilflich sein, die Qualitätsstandards der Arbeit weiter zu verbessern.

Michael Hauss-Labouvie